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Nichts ist so beständig wie die Veränderung“ – Heraklit.
Wer Tobias kennt, hat dieses Zitat bestimmt schon mal gehört. Es begleitete uns auch dieses Jahr während unserer Rumänienrüstzeit. Wie jedes Jahr machten wir, 17 junge Menschen aus der Umgebung Melaunes, uns auf den Weg nach Rumänien.
Durch die zuvor gehaltenen Vorbereitungstreffen waren wir bereits ein eingespieltes Team und beluden den Hänger am Tag vor unserer Abreise mit gemeinsamer Kraft. Den Abend ließen wir mit einem gemütlichen Lagerfeuer und wertvollen Gesprächen ausklingen.
Wir begannen den Tag der Abfahrt mit einem kleinen Frühstück und gemeinsamer Zeit mit Gott. Nachdem die letzten Sachen eingepackt und die letzten lieben Grüße von Ehemaligen und Freunden der Arbeit ausgerichtet waren, machten wir uns am Morgen des 11.Juli auf den Weg.
Auf dem Weg nach Rumänien flog, bei einem Zwischenstopp unser Ball auf ein Tankstellendach. Um diesen zu retten, machten wir von einer Übung gebrauch, die wir bereits im Vorbereitungsseminar erlernt hatten. Zur Freude aller, hielten wir auch in Budapest an, wo wir das wunderschön beleuchtete Parlamentsgebäude von der Fischerbastei aus bestaunen konnten.
Da die Fahrt ziemlich Kräfte raubend ist, hielten wir in Oradea/ RO wo wir schon erwartungsvoll in Empfang genommen wurden. Nachdem wir in der Kirche von unserem Gott zu hörten, schlugen wir uns den Bauch mit dem bereits vorbereiteten Essen voll. Die freundlichen Gastgeber der reformierten Gemeinde hatten Brot und verschiedenste Aufstriche sowie Börek für uns vorbereitet.
Wir bedankten uns herzlich und machten uns weiter auf den Weg zu unserem Zielort „Nagygalambfalva“ oder wie die Rumänen das Dorf im wunderschönen Hargitha nennen „Porumbeni Mari“.
Nach unserer langen Anfahrt sahen wir endlich das Kreuz welches kurz vor Nagygalambfalva in den Himmel ragt. Es ist eine Tradition an diesem für die Fahrt zu danken und ein Foto zu machen, bevor wir im Dorf ankommen.
Das Gefühl nach so viel Vorbereitung und einer langen Reise das Ziel zu erreichen ist unbeschreiblich. Einige waren sprachlos, aufgrund der vielen, neuen Eindrücke und andere wiederum fühlten sich wieder zuhause angekommen. Viele von uns hatten bereits enge Freundschaften in Nagygalambfalva geschlossen, während andere diese im Laufe der Woche noch tun sollten. Doch alle einte, das Gefühl der Freude und Dankbarkeit endlich da zu sein und die Vorfreude auf die gemeinsame Zeit.

Jeder Morgen unserer Rüstzeit begann mit dem diesjährigen Rüstzeit Lied „Always on the run“. In der ersten Woche begann unser Start in den Tag in der Kirche. Wir lasen jeden Tag Gottes Wort und tauschten unsere Gedanken über den täglichen Bibelabschnitt (Paulus im Gefängnis) aus. Nach der intensiven Zeit mit Gott ging es für uns auf den Pfarrhof. Da hatten die Küchenfrauen bereits liebevoll Frühstück für uns vorbereitet hatten.

Gut gestärkt ging es dann am Sonntag das erste Mal in die Siedlung. Als wir mit unseren Bussen auf der Wiese neben der Romasiedlung ankamen, wurden wir schon sehnlichst erwartet. Die Kinder rannten voller Freude mit unseren Bussen mit, bis diese zum Stehen kamen. Sobald wir ausstiegen, wurden wir mit herzlichen Umarmungen in Empfang genommen. Am Sonntag ging es primär darum unsere Zelte für die Bibelwoche vorzubereiten, wobei uns die Kinder der Siedlung und ein paar nette Herren aus dem Dorf unterstützten.
Nach Mittag und kleiner Pause, lernten wir die IKE, die junge Gemeinde Nagygalambfalvas (Ngf) kennen.
Dabei ist mir vor allem die Antwort einer ungarischen Person auf die Frage warum er/sie Teil dieser Woche ist, im Kopf geblieben. „Auch wenn es viele schwierige Menschen in der Siedlung gibt, gibt es Kinder die gut sind. Ich habe Hoffnungen für sie.“
Viele der Menschen in Ngf. wollen nichts von den Roma wissen. Auch viele der Jugendlichen, die mit uns mitkommen, sind eher skeptisch eingestellt, aber wir alle gaben unser Bestes, den Kindern eine schöne Zeit mit Gott zu schenken.
Montags fing sie dann endlich an. Die Kinderbibelwoche die wir seit März in Kleingruppen vorbereiten hatten. Die ganze Woche über berichteten wir den Kindern davon, wie Bartimäus durch Gott wieder sehen konnte und wie Zachäus, der Zöllner, doch Vergebung und seinen Weg zu Gott fand.
Wir bastelten und spielten mit den Kindern. Beispielsweise einen Papphelikopter, der sich durch seine rotierenden Rotorblätter auszeichnete. Oder wir schufen ein Gefühlsbarometer mit den Kindern. Auch sportliche Aktivitäten durften nicht fehlen. Als absolutes Lieblingsspiel aller muss wohl das Königsspiel genannt werden, wobei die Kinder zusammenarbeiten mussten, um ein Gegenstand ohne Aufsehen über das Ziel zu tragen.

Mittwoch verlief der Tag, wie jedes Jahr wieder ein bisschen anders ab. An diesem Tag ging es darum den Kindern die Schule näher zu bringen. Die Jahre war der Inhalt klassisch zum Bereich Zahlen, Schreiben, Farben und Schneiden vor. 2025 traten die Mitarbeiter in „Biologie“ auf, wie ein Wasserfilter funktioniert und bauten diesen. In Physik konnten gab es verschiedene Experimenten, wie einen Flaschenschmetterling. Das Staunen war groß. In Musik übten wir neue Lieder ein. In Sport durfte sich richtig ausgepowert werden.
Der eine Tag verlief besser und der andere hätte noch Luft nach oben gehabt. Aber wir haben jeden Tag unser Bestes gegeben und uns, Deutsche und Ungarn, gegenseitig unterstützt. Das Wetter machte uns oft einen Strich durch die Rechnung. So führten wir die Freitag geplante Bastelei, erst am Samstag vor dem Abbau des Zeltes durch.
Leider war es dieses Jahr so, dass es auch ein paar negative Vorfälle in der Siedlung gab, weswegen die Entscheidung getroffen wurde, dass es dieses Jahr keinen Filmabend geben würde.
Aber egal wie anstrengend unser Tag manchmal war, wir konnten uns an dem Essen der Küchenfrauen stärken. Nach der Mittagspause unternahmen wir verschiedenste Dinge mit der Ike. Wir fuhren baden, erkundeten das Dorf, machten eine Traktorfahrt, kochten zusammen und spielten oft Fußball. Die Abende ließen wir mit Kartenspielen ausklingen. Während der ersten Woche entstanden so enge Freundschaften. Die zweite Woche brach an und damit unser wohlverdienter Urlaub.
Es ging ins Fagaras Gebirge. Am Fuße dessen übernachteten wir die ersten Nächte in einem altehrwürdigen Gutshaus in Kerz. Für einige wie beispielsweise Justus und Jeremias, war unser Quartier kein neuer Ort, da wir in diesem schon 2019 Unterschlupf fanden. Wir machten es uns gemütlich und erkundeten das Gelände äußerst präzise. Wir fanden viele deutschsprachige Bücher und Aufschriften an Türen.
Auf Grund von Krankheit und Wetter mussten wir unsere Pläne anpassen. So gingen wir weniger wandern, konnten dadurch aber einen ziemlich stabilen Staudamm im nahe gelegenem Fluss bauen.
Nachdem sich alle gesundheitlich fit fühlten und das Wetter es uns erlaubte, ging es für uns in das Hochgebirge. Auf dem Weg dorthin konnten wir sogar einen Bär in freier Natur entdecken.
Am Parkplatz angekommen ging es dann los. Unsere Rucksäcke waren voll bepackt mit Klamotten, Zelten und unserem Essen. Die Aussicht war unbeschreiblich! Als wir den Gipfel erklommen hatten, war es bereits ziemlich frisch. Dies hielt einige von uns nicht auf, in einem kalten Bergsee zu baden.

Nachdem wir unsere Zelte eingerichtet hatten, gab es Abendbrot. Anschließend gingen die einen Fußball schauen, während andere den Sternenhimmel bestaunten. Morgens wurden wir leider von einem Unwetter überrascht. Von diesem merkten wir zum Glück nur wenige Wassertropfen, da es größtenteils vorbeizog.
Nachdem wir zusammen gefrühstückt hatten, alles wieder getrocknet und zusammengepackt war, ging es zur geplanten Kammwanderung. Nachdem wir ein Stück gewandert waren, zog am Horizont ein Unwetter auf. Die drohende Regenfront ließ so einige schlucken. Nach einer kurzen Beratung der Leitung, gab es eine erneute Planänderung. Die Kammwanderung wurde abgesagt. Stattdessen gingen wir auf einen kleineren Aussichtspunkt von dem wir die bezaubernde Landschaft betrachteten. Wieder am Fuße des Berges angelangt waren, teilten wir uns auf. Die einen fuhren ein Stück mit der Bergbahn ins Tal. Die anderen nahmen mit dem Auto die Serpentinen bergab. In angekommen, packten wir als gleich für die Abreise nach Nagygalambfalva.

Unsere letzten Tage verbrachten wir in unserem geliebten Nagygalambfalva. Wir spielten Karten, Fußball und fuhren erneut in den Nachbarort um zu baden. Am letzten Tag durften wir das neue Haus der Pfarrerfamilie besuchen.
So hieß es auch schon Abschied nehmen. Die Ungarn taten dies voller Liebe- sie schrieben sogar jedem einzelnen einen persönlichen Abschiedsbrief. Nach vielen geflossen Tränen und herzlichen Umarmungen ging es nun los- die Rückreise nach Deutschland.
Nach einer langen Fahrt mit Pausen kamen wir in Deutschland an. Nachdem wir wie jedes Jahr in Löbau anhielten um ein letztes Mal zusammen zu essen, kamen wir gut in Melaune an, wo wir bereits mit freudigen Armen von ehemaligen Teilnehmern begrüßt wurden.
Abschließend lässt sich sagen, dass egal wie viel Veränderungen es gab, wir eine wunderschöne Zeit hatten.
Ein Rückblick mit bewegten und bewegenden Bildern findet sich hier.
Bericht: Klara Fobo & Erich Gast
Fotos & Video: Florian Gaertner